Fortbildung: Systemtherapeutischer Umgang mit dem Phänomen „Gewalt in Paarbeziehungen“

Spätestens seit der Häufung von Femiziden und des Anstiegs der Gewalt-Anzeigen während der COVID-19-Lockdowns, hat die Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt in Paarbeziehungen eine enorme Bedeutung bekommen. Wir sehen die Erwartungshaltung der demokratischen Gesellschaft als Auftrag an die Systemische Therapie, einen wesentlichen Beitrag zur Verhinderung von Gewalt in Beziehungen zu leisten. Die Betrachtung des Phänomens GEWALT als einen zirkulären Prozess führt logischerweise zu Widersprüchen zwischen einer systemischen Haltung und einer Täter-Opfer-Dichotomie. Immer wieder begegnet uns beim Umgang mit dem Thema Gewalt in Familiensystemen auch öffentliche Kritik der Opferschutzeinrichtungen.

Diese Fortbildungsveranstaltung hat zum Ziel, das Thema zum Umgang mit Gewalt in der Systemischen Therapie aus unterschiedlichen Perspektiven zu analysieren und zu reflektieren.

Info zur Anmeldung: Für ÖAGG-Mitglieder ist die Anmeldung über den Anmelde-Button in der linken Spalte möglich. Nicht-Mitglieder melden sich bitte per Mail an.

Freitag, 11.11.2022: Häusliche Gewalt und die Verantwortung von Psychotherapeut:innen

Impulsreferate der Referentin sowie Kleingruppen

28 Frauen wurden seit Anfang des Jahres von (Ex-)Partnern oder (Ex-)Ehemännern ermordet, 49 weitere Frauen mussten schwerste Gewalt erleiden – erschreckend hohe Zahlen. Diese Femizide sind nur die Spitze des Eisberges „häusliche Gewalt gegen Frauen in Österreich“.

Häusliche Gewalt ist nach wie vor ein tabuisiertes und mit Mythen behaftetes Thema. Daher sprechen viele Frauen aufgrund von Schuld- und Schamgefühlen die Gewalterlebnisse nicht an. Dieses Schweigen hat massive psychische und psychosomatische Folgen.

Ein umfassender Gewaltschutz beinhaltet das Sichtbarmachen unterschiedlicher Formen von Gewalt, das Wissen um Unterstützungssysteme und gesetzliche Möglichkeiten sowie den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Gewalt ermöglichen.

Daher ist es wichtig, dass Systemische Psychotherapeut:innen Kenntnis über das Thema „Häusliche Gewalt“ sowie die spezifischen Dynamiken und die daraus resultierenden Folgen von Gewalt haben. Die persönliche Auseinandersetzung mit den eigenen verinnerlichten Bildern und den systemischen Grundhaltungen und Methoden auf ihre Passung hin bei häuslicher Gewalt bilden die Grundlage für einen kompetenten Umgang mit einem gewaltvollen Familiensystem.

Referentin: DSAin Elisabeth Cinatl, MSc
Sozialarbeiterin, Systemische Psychotherapeutin & Organisationsentwicklerin, Geschäftsleiterin – Frauenhaus und Frauenberatungsstelle Wr. Neustadt und Vorstandsvorsitzende des Netzwerks österreichsicher Frauen- und Mädchenberatungsstellen

Samstag, 12.11.2022: Systemische Psychotherapeut:innen zwischen „Wissen“ und „Nicht-Wissen“

Reflexionsrunden der Teilnehmer:innen der Fortbildungsveranstaltung
Feedback-Schleifen und Resonanzen zum Thema Systemische Therapie bei Gewalt in Paarbeziehungen:

• Welche systemtherapeutische Haltung und methodischen Vorgehensweisen haben sich in der Praxis der Paar- und Einzeltherapie als nützlich erwiesen?
• Konzept der Neutralität versus Allparteilichkeit im Kontext des „Opferschutzes“
• Bewährte Systemische Interventionen in der Paar- und Einzeltherapie
• Arbeiten in Co-Therapie
• Arbeiten mit Teilen beim Thema GEWALT
• Fragen zur Veränderung des Behandlungssettings

Moderation: DSA Georg Wieländer
Sozialarbeiter, Systemischer Psychotherapeut, Mediator, Lehrtherapeut mit partieller Lehrfunktion im ÖAGG, Lektor an der FH-Campus Wien